(1893–1940)
Aloisia Hüttl, geborene Janko, wurde 1893 in Iglau (heute Jihlava, Tschechien) als viertes von sieben Kindern geboren. Sie war römisch-katholisch, besuchte vier Jahre die Volksschule und zwei Jahre die Bürgerschule in Steyr. Nach der Ausschulung lernte sie Nähen und arbeitete als Stickerin, aber auch als Dienstmädchen und Hilfsarbeiterin. Mit 21 Jahren wurde sie Hebamme, übte den Beruf jedoch nicht aus. Im Ersten Weltkrieg betätigte sie sich als Krankenpflegerin.
1915 heiratete sie den Tischlergehilfen Peter Hüttl. Der Ehe entstammten zwei Kinder, eines starb bereits mit sechs Monaten.
Die Ehe verlief nicht glücklich, sie wurde 1932 geschieden. Nach ihrer Scheidung, die sie stark belastete, lebte sie im „Bruderhaus“ in der Sierninger Straße 55 in Steyr und verdiente ihren Lebensunterhalt als Stickerin.
Am 9. Mai 1933 wurde sie im Krankenhaus Steyr wegen einer psychischen Erkrankung aufgenommen. Ab 1933 kam es zu mehreren Aufenthalten in der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart. Dort beschäftigte sie sich gerne mit Handarbeiten.
1934 erfolgte ihre Entmündigung, gegen die sie sich verzweifelt zur Wehr setzte. In einem handgeschriebenen Brief an die Behörden bat sie: „Damit ich nicht entmündigt werde, möchte ich herauskommen. (…) Ich habe doch eine Tochter, welche samt ihrem Kind mich dringend benötigt!“
Auch an ihre Tochter Anny richtete sie mehrere Schreiben. Es ist unklar, ob eines dieser Schreiben je abgeschickt wurde.
Anny bemühte sich weiterhin um den Kontakt mit ihrer Mutter. In einem Brief von 1934 an die Direktion der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart fragte sie: „Bitte geben Sie mir Auskunft, ob ich meine Mama besuchen kann.“
Nachdem der Vater Ende 1936 verstorben war, wandte sich Anny im Februar 1937 nochmals an die Heilanstalt: „Ich war im November bei ihr und musste feststellen, dass sie mit mir ganz vernünftig sprach.“
Der zuständige Arzt entgegnete jedoch im Antwortschreiben: „Im Befinden Ihrer Frau Mutter ist leider keine Besserung zu verzeichnen.“
Am 18. Juni 1940 wurde Aloisia Hüttl offiziell nach „Brandenburg“ deportiert. Tatsächlich wurde sie zusammen mit etwa 50 weiteren Menschen nach Hartheim gebracht und dort im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde in der Gaskammer mit Kohlenmonoxid getötet.
Seit Mai 2025 erinnert ein „Stolperstein“ vor dem Bruderhaus, Sierningerstraße 55, an Aloisia Hüttl.
Martin Hagmayr, Waltraud Neuhauser-Pfeiffer