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Julie Böck – Jüdin, Sozialdemokratin, Holocaustopfer1

Von der Jüdin zur Sozialdemokratin

Julie Böck, geboren am 14.3.1890 in Kemmelbach (Gemeinde Neumarkt an der Ybbs), stammte aus der jüdischen Familie Schleifer. Sie trat mit sechzehn Jahren unter dem Einfluss ihres ältesten Bruders Friedrich aus der israelitischen Religionsgemeinschaft aus und schloss sich den Sozialdemokraten an.

Familie Schleifer: Vordere Reihe von links: Henriette, Rosa (Mutter), Hermine, Heinrich (Vater), Julie; hintere Reihe von links: Sigmund, Friedrich, Oskar, Eduard, 1906 (Privatbesitz)

Auf einem Ball der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei lernte sie Rudolf Böck, einen Nichtjuden, kennen. Er arbeitete als Schlosser in den damaligen „Werndlwerken“ in Unterhimmel, wurde Betriebsrat und war anschließend in den Steyr-Werken beschäftigt. Julie und Rudolf heirateten und zogen in die Arbeitersiedlung Ennsleite. 1923 kam Tochter Gertrude auf die Welt.

Julie Böck mit Tochter Gertrude, 1930 (Privatbesitz)

Julie engagierte sich wie ihr Ehemann für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Jeden Freitag ging sie ihre Runden, um die Frauenzeitung „Die Unzufriedene“ zu verkaufen.
Sie war gelernte Schneiderin, arbeitete jedoch vor ihrer Ehe als Fürsorgerin. So lernte sie die ärmlichen Lebensverhältnisse in den Arbeiterfamilien kennen. In ihrer Funktion als Fürsorgerin trieb sie hartnäckig für Kinder Alimente ein. Außerdem nähte sie kostenlos für viele Bewohner:innen auf der Ennsleite.

Die 1930er-Jahre – Not und Elend

Nach ihrer Heirat musste sie ihre Arbeit aufgeben – Doppelverdienst war in der Partei nicht erwünscht. Wie viele andere Arbeiter war ihr Ehemann Rudolf zeitweise arbeitslos. Noch dazu litt er seit der Kriegsgefangenschaft im Ersten Weltkrieg an Tuberkulose und starb 1932. Sodann musste Julie Böck den Lebensunterhalt für sie und ihre Tochter alleine bestreiten und arbeitete in der Karosserieabteilung der Steyr-Werke als Lackiererin.
Die dreißiger Jahre waren eine entbehrungsreiche Zeit, besonders in Steyr. Trotzdem wollte Julie Böck ihrer Tochter eine gute Schulbildung ermöglichen. Gertrude erhielt als begabte Schülerin einen Freiplatz im Steyrer Realgymnasium.

Mit dem „Anschluss“ wurde die Bedrohung immer spürbarer. Julie hoffte, als Witwe eines verstorbenen „Ariers“ einen gewissen Schutz zu genießen. Doch die Verfolgung durch die Nationalsozialisten verschonte sie nicht. Julie verlor ihre Arbeit in den Steyr-Werken. Antisemitische Anfeindungen machten auch vor ihr und ihrer Tochter Gertrude nicht Halt. Die Auswanderung stand im Raum.

Flucht als mögliche Rettung

Gerade noch rechtzeitig vor Kriegsbeginn gelang es Tochter Gertrude, mit einem Kindertransport der Quäker am 31. Juli 1939 Steyr zu verlassen. Ihre Mutter sollte nach England nachkommen, sobald eine Arbeitsstelle als Hausgehilfin gefunden worden sei. Als dies endlich im August 1939 gelang, vereitelte der Kriegsbeginn am 1. September 1939 die rettende Flucht.

Julie Böck hielt mit ihrer Tochter regelmäßig brieflich über Verwandte in Holland Kontakt, ab 1940 auch über kurze Rot-Kreuz-Nachrichten.2

Noch Ende Jänner 1940 hoffte die Mutter auf das Ende des Krieges: „Hoffentlich bringt uns dieses Jahr den Frieden. […], ich kann es kaum erwarten, dass ich zu Dir komme u. Deine Gastgeber kennen lerne. […] um mich brauchst Du, was immer auch kommen mag, keine Angst haben, …3

Julie Böck, geborene Schleifer, 1941 (Privatbesitz)

Vertreibung und Deportation

Julie Böck musste in Steyr im Jahre 1941 von der Ennsleite in die Sierninger Straße in einen kleinen ungeheizten Raum umzuziehen, Lebensmittelkarten wurden ihr gestrichen. Schließlich musste sie nach Wien übersiedeln, ab Februar 1942 lebte sie in der zu einem Sammellager umfunktionierten „Sperlschule“ im 2. Bezirk.4 Das historische Wiener Melderegister führt bis zum Deportationsdatum (abgemeldet: „Izbica G.G.“ ) die Adresse Porzellangasse 24/6 an.5 Offensichtlich wurde das Sammellager in der Kleinen Sperlgasse nicht als Wohnadresse gemeldet. Von dort aus wurde die Mehrzahl der 45.451 internierten Jüdinnen und Juden in den Jahren 1941–1942 deportiert.6

Julie Böck wurde am 9. April 1942 ins polnische Izbica7 verschleppt, wo sich ihre Spuren verlieren.

Ab Juni 2024 erinnern zwei „Stolpersteine“ an das Schicksal von Julie Böck und ihrer Tochter Gertrude vor ihrem Wohnhaus, Brucknerstraße 1.

©Waltraud Neuhauser-Pfeiffer

Literaturhinweise:

  • Neuhauser-Pfeiffer, Waltraud: Dazugehörig? Jüdisches Leben in Steyr von den Anfängen bis in die Gegenwart (Steyr, Verlag Ennsthaler 2021) 56–60;
  • Neuhauser, Waltraud – Neuhauser, Georg: Fluchtspuren. Überlebensgeschichten aus einer österreichischen Stadt (Grünbach 1998) 155–171; ergänzt und aktualisiert durch Informationen und Briefe im Besitz der Familie.
  • Familie Schleifer, in: Kammerstätter, Johannes: Heimat zum Mitnehmen. Unsere jüdischen Landsleute und ihr tragbares Vaterland, Bd. 2 (Wieselburg, papercomm verlag 2012) 318–325

1 Diese Lebensgeschichte erschien auch in: Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4, 15. Sie basiert auf einem Interview mit der Tochter von Julie Böck, Gertrude Pincus, geführt von Waltraud und Georg Neuhauser im Oktober 1995, ergänzt und aktualisiert durch neuere Rechercheergebnisse und Briefe im Besitz der Familie. Vgl. Neuhauser, Waltraud – Neuhauser, Georg: Fluchtspuren. Überlebensgeschichten aus einer österreichischen Stadt (Grünbach 1998) 155–171

2 Brieforiginale im Familienbesitz (Kopien im Besitz der Verfasserin)

3 Brief von Julie Böck an ihre Tochter Gertrude, 27.1.1940 (Kopie im Besitz der Verfasserin)

4 Brief von Friedrich Schleifer an Gertrude Pincus, 28.6.1942 (Original in Familienbesitz, Kopie im Besitz der Verfasserin)

5 Wiener Stadt- und Landesarchiv, historische Meldeuntelagen: MA 8-B-MEP_50245-2024, Brief vom 10.1.1924 an die Verfasserin

6 Kleine Sperlgasse. URL: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Sammellager_Kleine_Sperlgasse_2a (aufgerufen am 14.8.2023)

7 Das Ghetto Izbica, „Transit-Ghetto“ oder „Durchgangsghetto“ genannt, war ab Frühjahr 1942 eine Durchgangsstation für deportierte Juden, vor allem zu den nicht weit entfernten Vernichtungslagern Bełzec und Sobibor. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Izbica (aufgerufen am 14.8.2023)


Warum habt ihr meine Mutter nicht versteckt?“
Gertrude Pincus, geborene Böck (1923-2008)
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„Warum habt ihr meine Mutter nicht versteckt?“ Das fragte sich Gertrude Pincus, als sie 1953 das erste Mal nach Kriegsende wieder ihre Heimatstadt Steyr besuchte, war sie verunsichert. War es noch dieselbe Stadt, in der sie ihre Jugendzeit verbracht hatte, in der sie ihre ersten Freundschaften geschlossen hatte? Es war diese Frage, die ihr auf Schritt und Tritt in den Sinn kam, wenn sie bekannten Gesichtern am Stadtplatz begegnete.

Diese „vertrauten“ Gesichter, denen man nach der Vertreibung der Juden und Jüdinnen aus Steyr nicht mehr vertrauen konnte, irritierten sie. Wusste Gertrude doch nicht, wer was getan, unterlassen oder gar verbrochen hatte.

Um wieviel sicherer fühlte sich ihr Leben in Ostberlin an. Warum gerade Ostberlin?

Die neue Heimat

Gertrude verließ am 31. Juli 1939 als Sechzehnjährige Steyr nur mit einem kleinen Koffer. Ein Kindertransport der Quäker rettete sie und führte sie nach England.

Gertrude Pincus, geb. Böck, im Jahr ihrer Flucht 1939

(Privatbesitz)

Ihr einziger Schatz war ein silbernes Halsketterl, ein Geschenk ihrer Eltern, das sie als Erinnerung an ihre Geburt bekommen hatte. Auf dem Anhänger war ein Stiefmütterchen abgebildet, ein Freidenker-Symbol.

In Leicester, nahmen sie Mr. Forth, ein pensionierter Historiker und Winnifried, seine damals dreißigjährige Tochter, liebevoll auf. Gemeinsam versuchten sie in den folgenden Wochen verzweifelt, Gertrudes Mutter nach Großbritannien zu holen. Doch der Kriegsbeginn vereitelte alle Anstrengungen.

England war im Krieg Gertrudes neue Heimat geworden. Bei einem Emigrantentreffen lernte sie Werner Pincus, einen Juden aus Breslau, kennen.

Damals hatte Gertrude noch brieflichen Kontakt mit ihrer Mutter über Verwandte in Holland. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande 1940 kommunizierten Mutter und Tochter über das „Rote Kreuz“. Auf diesem Weg bat Gertrude ihre Mutter um die Heiratserlaubnis. Diese freute sich und stimmte der Verehelichung zu, obwohl Gertrude 1942 erst neunzehn Jahre alt war.

Über ihren Onkel Friedrich Schleifer, der nach Schweden emigriert war, erfuhr sie im englischen Exil, dass ihre Mutter 1942 nach Polen deportiert worden war. Gertrude ahnte, dass sie das Lagerleben nicht überstehen würde.

Gertrude fand Arbeit in einem Kindergarten, holte das Abitur nach und machte eine Ausbildung zur Lehrerin und Kindergärtnerin. Ihr Mann Werner arbeitete in der Kriegsindustrie. Sohn Richard wurde 1946 geboren.

Die alte Heimat

Gertrudes Mutter, Julie Böck, Jahrgang 1890, stammte aus der jüdischen Familie Schleifer. Sie trat unter dem Einfluss ihres ältesten Bruders Friedrich aus der israelitischen Religionsgemeinschaft aus und schloss sich den Sozialdemokraten an. Auf einem Ball der Sozialdemokratischen Partei lernte sie Rudolf Böck, einen Nichtjuden, kennen. Er arbeitete als Schlosser in den damaligen „Werndlwerken“, wurde Betriebsrat und war anschließend in den „Steyr-Werken“ beschäftigt. Julie und Rudolf heirateten und zogen in die Arbeitersiedlung „Ennsleite“. 1923 kam Gertrude, ihr einziges Kind, auf die Welt.

Gertrude Pincus, geb. Böck, mit ihren Eltern, 1925 (Privatbesitz)

Die Eltern engagierten sich ehrenamtlich für die Sozialdemokratische Partei. Die Mutter verteilte die Frauenzeitung „Die Unzufriedene“ und sang im sozialdemokratischen Frauenchor. Sie gab ihre Stellung als Fürsorgerin auf – Doppelverdienst war in der Partei nicht erwünscht. Dem Vater Rudolf war die Bildungsarbeit ein besonderes Anliegen, er vertrieb Broschüren, hielt Seminare und Versammlungen ab und sammelte Gewerkschaftsbeiträge ein.

Schon früh erlebte die Tochter die Arbeitslosigkeit ihres Vaters und die ärmlichen Lebensverhältnisse der Steyrer Arbeiterinnen und Arbeiter. Rudolf Böck litt an Tuberkulose, eine Infektionskrankheit, die er sich als Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte. Seine Krankheit verschlimmerte sich, Spitalsaufenthalte folgten. Er starb 1932, im 39. Lebensjahr.

Nun war es an der Mutter, den Lebensunterhalt für sie und ihre Tochter zu bestreiten. Ihr Beruf als Fürsorgerin blieb ihr wegender möglichen Ansteckungsgefahr mit TBC verwehrt. Darum arbeitete sie in der Karosserieabteilung der Steyr-Werke als Lackiererin. Stundenlang stand Gertrude am Gangfenster und wartete auf sie, wenn sie oft spätnachts von der Arbeit heimkam.

Die dreißiger Jahre waren eine Zeit der Not und des Elends, besonders in Steyr. Trotzdem wollte Gertrudes Mutter ihrer Tochter eine gute Schulbildung ermöglichen. Als begabte Schülerin erhielt sie einen Freiplatz im Steyrer Realgymnasium. Sie gab Mitschülerinnen aus begüterten Familien Nachhilfe und wurde dafür zum Mittagessen eingeladen.

Gertrude und ihre Mutter waren Augenzeuginnen des „Februaraufstandes“ 1934, wohnten sie doch direkt an der umkämpften Häuserfront auf der Ennsleite und suchten während der Kämpfe im Keller Zuflucht. Die Niederlage der „Schutzbündler“ war vorgezeichnet. Gertrude bedauerte später, dass sich viele von ihnen den Nazis zugewandt hatten.

Vor dem „Anschluss“ im März 1938 waren sie keinen antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, kannte doch kaum jemand auf der Ennsleite ihre jüdische Herkunft.

Mit dem „Anschluss“ jedoch wurde die Bedrohung immer spürbarer. Die Mutter ahnte, dass es schlimm werden würde. Dennoch hoffte sie als Witwe eines verstorbenen „Ariers“ einen gewissen Schutz zu genießen. Doch die Verfolgung durch die Nationalsozialisten verschonte sie nicht. Sie verlor ihre Arbeit in den Steyr-Werken. Die Auswanderung stand im Raum.

Antisemitismus machte auch vor der Schule nicht Halt. Einige Lehrkräfte waren judenfeindlich eingestellt. Eine Mitschülerin beleidigte Gertrude, doch der Direktor erteilte ihr einen Verweis. Andere Klassenkameradinnen standen zu ihr und besuchten sie noch, als sie im April 1939 das Gymnasium verlassen und sich Arbeit als kaufmännische Angestellte suchen musste.

Gerade noch rechtzeitig vor Kriegsbeginn gelang es Gertrude, Steyr zu verlassen.

Auch ihre Cousine Alice Rusz, genannt „Lily“, Tochter von Eduard und Anna Schleifer, sollte mit ihr auswandern, aber deren Eltern wollten sich nicht von ihrer Tochter trennen. Die Familie wurde nach Polen ins Ghetto Kielce deportiert, die Mutter in Treblinka ermordet, der Vater Eduard mit Tochter Lily nach Auschwitz deportiert. Der Vater wurde ermordet, Lily überlebte jedoch Auschwitz und Ravensbrück und kehrte als einzige der Deportierten der Familie Schleifer nach Wien zurück.

Gertrudes Mutter hätte nach England nachkommen sollen, sobald eine Arbeitsstelle als Hausgehilfin bei einer englischen Familie gefunden worden wäre. Doch der Kriegsbeginn vereitelte die Emigration.

Vor der Deportation war Julie Böck gezwungen, von der Ennsleite in die Sierningerstraße in einen kleinen ungeheizten Raum umzuziehen, Lebensmittelkarten wurden ihr gestrichen. Schließlich musste sie nach Wien übersiedeln.

Von ihrem ältesten Onkel, Friedrich Schleifer, der nach Schweden emigriert war, erfuhr Gertrude im englischen Exil, dass ihre Mutter nach Polen verschleppt worden war.Gertrude ahnte, dass ihre Mutter den Lagerbedingungen mit 49 Jahren nicht gewachsen war.

Julie Böck wurde am 9. April 1942 ins polnische Izbica verschleppt und ermordet.

Die politische Heimat

Bereits in England hatten Gertrude und Werner Pincus sich der „freideutschen Bewegung“, gegründet von EmigrantInnen, angeschlossen, mit dem Ziel, Bildungsarbeit zu leisten, um an der antifaschistischen „Umerziehung“ der Deutschen mitzuwirken. So zogen sie im September 1947 nach Deutschland, zunächst für zwei Jahre nach Westberlin. Die gesellschaftliche Realität in Westberlin ließ sie jedoch an einer erfolgreichen Entnazifizierung zweifeln. 1949 übersiedelten sie nach Ostberlin. Der Eintritt in die SED9 war der nächste logische Schritt. Gertrude absolvierte ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam, ihr Mann arbeitete als Rundfunkkorrespondent der DDR in Westberlin, war anschließend in der Außenpolitik tätig und ging für drei Jahre nach Bonn. Zwei Töchter kamen zur Welt, Erika 1950 und Margit 1951. Gertrude kümmerte sich um die drei Kinder, solange ihr Mann Werner in Bonn war. Zunächst abends an der Volkshochschule tätig, wurde sie nach Abschluss ihres Studiums an der Humboldt-Universität in der LehrerInnenausbildung angestellt.

Gertrude und ihr Mann waren überzeugte Antifaschisten, wollten eine bessere DDR mitaufbauen, begrüßten 1961 auch den „Mauerbau“, weil die Währungsreform wirtschaftliche Nachteile für die DDR bedeutete.

Nach dem Mauerfall 1989 verlor Gertrude ihre politische Heimat, der sie bis zum Schluss die Treue hielt.

Gertrude Pincus vor dem Februardenkmal auf der Ennsleite, 1998

Trotz allem zog es Gertrude immer wieder in ihre Heimatstadt Steyr, wollte sie doch ihre Freundschaften aus ihrer Kindheit und Jugendzeit aufrechterhalten.

Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft ist, sich auf jeden Fall für den Frieden einzusetzen und den Antisemitismus, den Rassenhass und den Völkerhass zu bekämpfen. […]

Ich bin eine Antikriegsperson, eine Kriegsgegnerin ersten Ranges, denn ich habe meinen Vater durch den Ersten Weltkrieg verloren, durch die Krankheit, die er sich dort holte. Meine Mutter verlor ich durch den Zweiten Weltkrieg, durch den Faschismus.“10

Gertrude Pincus starb am 28. Juni 2008 in Berlin.

Ab Juni 2024 erinnern zwei „Stolpersteine“ an das Schicksal von Julie Böck und ihrer Tochter Gertrude vor ihrem Wohnhaus, Brucknerstraße 1.

© Waltraud Neuhauser-Pfeiffer

8 Der vorliegende Text basiert auf einem Interview mit Gertrude Pincus, geführt von Waltraud und Georg Neuhauser im Oktober 1995, ergänzt und aktualisiert durch neuere Rechercheergebnisse und Briefe im Besitz der Familie. Vgl. Neuhauser, Waltraud – Neuhauser, Georg: Fluchtspuren. Überlebensgeschichten aus einer österreichischen Stadt (Grünbach 1998) 155–171

Diese Lebensgeschichte erschien auch in: Neuhauser-Pfeiffer, Waltraud: Dazugehörig? Jüdisches Leben in Steyr von den Anfängen bis in die Gegenwart (Steyr, Verlag Ennsthaler 2021) 56–60

9 SED ist die Abkürzung für „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands“, die 1946 aus der Zwangsvereinigung von SPD und KPD entstanden ist. Seit der Gründung der DDR 1949 war das politische System dieses Staates de facto eine Ein-Parteien-Herrschaft der SED. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistische_Einheitspartei_Deutschlands (aufgerufen am 17.5.2021)

10 Neuhauser – Neuhauser: Fluchtspuren 168

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