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Wir sind Schülerinnen an der HLW Steyr und besuchen in diesem Schuljahr 2024/25 die 3. Klasse der HLW Steyr (Zweig Kultur- und Kongressmanagement).
Nach einer Einführung zur Geschichte und zum Ziel der „Stolpersteine“ durch Waltraud Neuhauser-Pfeiffer und Erwin Dorn haben wir uns entschlossen, dieses Jahr im KM-Unterricht am Projekt „Stolpersteine für Steyr“ mitzuarbeiten.

Wir nehmen an diesem Projekt teil, weil wir nicht wollen, dass die Opfer des NS-Regimes, die verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, vergessen werden. Deswegen arbeiten wir mit der Initiative „Stolpersteine für Steyr – Retten wir die Erinnerung“ zusammen.

Am Tag der Verlegung, dem 7.6.2025, begleiteten wir die Teilnehmer:innen auf dem Verlegungsweg, trugen die Biographien der mit „Stolpersteinen“ gewürdigten Opfer vor und zündeten Kerzen an.

Unser persönlicher Beitrag besteht aus zwei fiktiven Briefen: Der erste richtet sich an die Nachkommen eines jüdischen KZ-Häftlings.
Die Nachkommen von Anna Herzenberger, ein T4-Opfer, wenden sich in einem weiteren Brief an ihre in der Tötungsanstalt Hartheim ermordete Mutter.

Sara, Katharina, Kerstin, Celina und Romy

  1. Brief in die Zukunft:

Liebe Nachkommen,

Ich hoffe ihr erinnert euch einmal an die unsägliche NS-Zeit, die die Vernichtung der Jüdinnen und Juden zum Ziel hatte.

Es ist fast unmöglich, als Jüdin zu überleben. Ich habe Angst. Täglich muss ich mitansehen, wie die anderen um mich kaltblütig ermordet werden. Ich zähle die Tage, bis auch mein Leben so endet, denn jeder der hierher gebracht wird, weiß, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Nach Tagen, Wochen, Monaten grausamer Erniedrigung ist das Ende der Tod. Manche wurden schon während der Arbeit von der Qual erlöst, jedoch sterben die meisten in den Gaskammern.

Die Nazis behaupten, dass wir anders sind – nur auf Grund unseres jüdischen Glauben. Ohne Grund werden unsere Leben zerstört. Egal ob alt oder jung, Mann oder Frau, Kind oder Jugendlicher – wir sterben alle gleich – qualvoll und voller Angst.

Die Tage hier sind endlos, die Nächte noch schlimmer. Der Hunger quält mich, die Kälte lässt meine Glieder erstarren, doch das Schlimmste ist die Angst. Angst davor, dass mein Name aufgerufen wird, dass meine Zeit gekommen ist. Ich klammere mich an jeden Atemzug, an jedes Flüstern eines Leidensgenossen, das mir sagt, dass ich noch lebe.

Wenn du, wer auch immer du bist, diese Zeilen liest, dann vergiss uns nicht. Vergiss nicht die Schreie, die Tränen, das Leid. Erinnere dich an uns, erzähle unsere Geschichte weiter, damit sich so etwas nie wieder wiederholt.

Manchmal frage ich mich, ob es jenseits dieser Mauern noch Gerechtigkeit gibt. Ob es Menschen gibt, die wissen, was hier geschieht – und ob sie helfen werden. Oder werden sie schweigen, wegsehen, so tun, als wäre nichts geschehen? Ich kann es nicht wissen. Alles, was mir bleibt, ist die Hoffnung, dass irgendwann jemand den Mut hat, für uns zu sprechen.

Ich hoffe, mein Schicksal wird nicht vergessen und ich bete, dass meine Qual nicht umsonst war. Ich wünsche mir, dass Menschen wie ich ein normales, gleichberechtigtes Leben in der Zukunft führen können. Denn das was ich hier erlebe, wünsche ich keinem. 

In Erinnerung,

ein KZ-Häftling

  1. Brief in die Vergangenheit:

Gewidmet dem T4-Opfer Anna Herzenberger

Liebe Mama,

Wir haben viel recherchiert und herausgefunden, wie es dir wirklich gegangen ist. Sie haben uns angelogen, denn uns wurde gesagt, dass du eines natürlichen Todes gestorben bist. Doch wir mussten entdecken, wie brutal alles war. Wir haben gehofft, dass es dir in der Psychiatrie besser gehen würde, doch auch das war gelogen. Es tut uns leid, dass wir dich kaum besuchen konnten. Als man uns von deinem Tod berichtete, wurde uns erzählt, dass du eines natürlichen Todes gestorben bist. Niemals hätten wir uns vorstellen können, dass du mit Kohlenmonoxid ermordet wurdest.

Nach deinem Tod ist Karl, dein ältester Sohn, nach Kanada ausgewandert. Hermine verliebte sich in einen amerikanischen Soldaten und ging mit ihm in die USA. Walter blieb in Österreich und forschte viel über dein Schicksal. Papa hat den Krieg überlebt, doch starb er 1965.

Leider kann man sich auch 80 Jahre später noch nicht sicher sein, dass Menschen mit Beeinträchtigung aus der Gesellschaft ausgeschlossen und vielleicht auch getötet werden.

Zum Glück hat sich in den letzten Jahren in Österreich viel verbessert. Körperlich und geistig Beeinträchtigte werden akzeptiert und unterstützt, hier und heute muss man zumindest keine Angst mehr haben, ermordet zu werden.

Wir haben dich nicht vergessen, deine Geschichte lebt mit uns weiter. Wir werden alles, was in unserer Macht steht, tun, dass man diese Zeit nicht vergisst.

Niemand sollte ein solches Schicksal erleiden wie du – der Familie weggenommen und grausam ermordet zu werden.

In liebevoller Erinnerung,

deine Kinder

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