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Steyrer Schüler:innen engagieren sich für „Stolpersteine“

Das Projekt „Stolpersteine“ ist der Geschichte und Deutsch Lehrerin, Mag.a. Doris Sebela-Schardax, aus den Medien und aus der Stadt Salzburg gut bekannt. Der Gedanke, Originalschauplätze als Erinnerungsorte mithilfe der „Stolpersteine“ in unserem Gedächtnis zu verankern, macht die regionalen Auswirkungen der nationalsozialistischen Herrschaft für Schüler und Schülerinnen greifbar. In Verbindung mit der Schulgeschichte des BRG Steyr, das mithilfe einer Gedenktafel an das Schicksal der jüdischen Schüler und Schülerinnen während der Zeit des Nationalsozialismus gedenkt, ergeben sich wichtige Anknüpfungspunkte zu den „Stolpersteinen“. Im Wahlpflichtgegenstand „Stolperst du über meinen Namen?“ erarbeiten die Jugendlichen Konzepte, um das Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus am BRG Steyr und in der Stadt Steyr lebendig zu erhalten.

Die Schüler und Schülerinnen sind in das Projekt „Stolpersteine Steyr“ eingebunden und stellen sich die Frage, wie Erinnerung an diese unheilvolle Zeit für Jugendliche so gestaltet werden kann, damit sie sich damit auseinandersetzen und ein „Nie wieder!“ als Mahnung an die Gegenwart und an die Zukunft verstehen lernen.

Schon in der Vorstellungsrunde mit Waltraud Neuhauser-Pfeiffer und Erwin Dorn im September wurde klar, warum die jungen Menschen am Projekt „Stolpersteine für Steyr“ mitarbeiten wollen.

Nora liegt Projektarbeit besonders am Herzen, weil sie das Gefühl hat, dabei sich selbst und ihre Vorstellungen am besten zum Ausdruck bringen zu können.

Lora wiederum kennt die vielen alten Bilder aus dem Fotoalbum ihrer Familie und die damit verbundenen Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern, aus einer Zeit, die sie selbst nicht erlebt hat.

Hannas Interesse liegt mehr auf der allgemeinen Geschichte über die Epochen hinweg, seien es die Alten Griechen, das Leben im Mittelalter oder die Zeitgeschichte. Trotzdem sind es aber auch bei ihr die Geschichten ihrer Ur-Oma, die ihr Wissen über die eigene Familie und über das Lager in Ternberg erweitern.

Rafael und Sebastian verbindet die gemeinsame Arbeit an Podcasts, die sie unter unter Anleitung ihres ehemaligen Deutschlehrers mit Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebten, gestalteten. Rafaels Vorfahren stammen aus Südtirol und flüchteten in der NS-Zeit nach Österreich. Er interessiert sich besonders für Einzelschicksale. Sein Schulkollege Sebastian, der jüdische Wurzeln seitens seiner Urgroßeltern hat, möchte mit Hilfe von Podcasts Familiengeschichten für die Nachwelt retten.

Neele interessiert die Lebensgeschichte verschiedener Opfer. Dazu gehört auch, wie sie vor ihrem Schicksalsschlag gelebt haben und wer zu ihren Freunden und Verwandten gezählt hat.

Die Ideensammlung mit den Schüler:innen für ein Begleitprogramm des „Stolpersteine-Projektes“ war ein kreativer und produktiver Prozess. Postings in den sozialen Medien, Interviews mit Steyrer:innen und Hausbesitzer:innen, Flaschenpost, Flashmobs, Vernetzung innerhalb der Schule, und noch viel mehr an Ideen wurden in einem „Brainstorming“ gesammelt.

Um die Geschichte der Familie Garde näher kennenzulernen, recherchierten die Schüler*innen in den Klassenbüchern der Jahrgänge 1931 bis 1938 und stießen auf die drei Geschwister der Familie Garde. Walter Garde besuchte die Klassen 1A – 4A von 1933 – 1937, Hugo Garde besuchte die Klasse 2A von 1931 – 1932 und Reneé Garde die Klasse 1B von 1937 bis 1938.
Walter, Hugo und Renée Garde wurden mit ihrem Vater am 7. Oktober 1942 im Krakauer Ghetto ermordet, die Mutter Marie überlebte (siehe Text: Von Steyr nach Krakau – das Schicksal der Familie Garde)

Die Einträge in den Klassenbüchern, die deutlich machen, wie die jüdischen Schüler*innen ihren Alltag erlebten, erweckten in den Schüler*innen den Wunsch, die Geschichte der drei Geschwister mithilfe eines Filmes zu verlebendigen. Dazu gestalteten sie die sog. „garde.stories“ als Filmbeispiel. Bei der Suche nach Requisiten auf dem Dachboden erwachte die Idee, auf dem Dachboden ein „historisches“ Klassenzimmer aufzubauen und dort die Fotos aufzunehmen. Die Schüler*innen machten sich große Mühe, dieses Klassenzimmer aufzubauen. Daraufhin engagierten sie zwei Schüler und eine Schülerin, die die drei Geschwister Walter, Hugo und Reneé darstellten. Klassenkolleg*innen der drei Hauptdarsteller wurden als Statisten eingeladen, bei dem Projekt mitzumachen. So entstand der Film als Erinnerung an die drei Geschwister, der auch Fotos von der Gedenkfeier zur Erinnerung an die „Reichspogromnacht“ des 9. November 1938 auf dem jüdischen Friedhof in Steyr beinhaltet. Bei dieser Gedenkfeier haben die Schüler*innen des WPGs Texte über vertriebene und ermordete Steyrer jüdischen Glaubens vorgelesen. Ein Text über das Schicksal von Reneé Garde war auch dabei.

Dieser Film wurde am „Abend der Offenen Tür“ den interessierten Besucher*innen am Dachboden präsentiert. Für alle 4. Klassen am BRG Steyr gestalteten die Schüler*innen am 16.02.23 eine Vorstellrunde ihres Projekts, bei der sie den Entstehungsprozess ihres Filmes erklärten, den Film am Dachboden vorführten und sie mithilfe eines Fragebogens die Schüler*innen zum Thema befragten. Die Schüler*innen werteten die Fragebögen aus und die Erkenntnisse daraus geben Aufschluss darüber, inwiefern Jugendliche heutzutage über Nationalsozialismus, Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung informiert sind.

Zur Vorbereitung auf die Thematik fuhr die Wahlpflichtgruppe am 21.10.2022 nach Salzburg, wo bereits sehr viele Stolpersteine verlegt wurden. Bei einem Rundgang durch die Stadt, der sich mit der Stadtgeschichte während des Nationalsozialismus beschäftigt, wurde den Schüler*innen bewusst, wie die Nationalsozialisten die jüdischen Menschen verfolgten und ermordeten. Thematisiert wurde auch die Aufgabe der Stolpersteine, an diese Menschen zu erinnern.

Bei einem Rundgang mit Waltraud Neuhauser-Pfeiffer am 16.12.22 durch Steyr lernten wir die Orte, an denen am 24.05.23 Stolpersteine verlegt werden, kennen. Frau Neuhauser-Pfeiffer stellte uns die Biographien der Familie Uprimny am Wieserfeldplatz 21, der Familie Popper am Wieserfeldplatz 27, der Frau Helene Reis, Gleinkergasse 18 und der Familie Garde, Enge Gasse 18, vor.

Mit der Fragestellung, wie in unserer Zeit die Demokratie bewahrt werden kann, auf welche Fundamente die Demokratie aufgebaut ist und wie wir gegen Diskriminierung und Hass vorgehen können, beschäftigten sich die Schüler*innen bei dem Workshop „Demokratie bewahren – Eine Anleitung“ am 10.02.23 im Museum Arbeitswelt.

Am 23.03.2023 fand im Museum Arbeitswelt eine Informationsveranstaltung über die Verlegung der Stolpersteine in Steyr, die am 24. Mai 2023 offiziell und feierlich vorgenommen wird, statt. Bei der Verlegung der Stolpersteine für die Familie Garde an ihrer ehemaligen Wohnadresse werden die Schülerinnen und Schüler des WPGs „Stolpersteine“ anwesend sein und an die drei Geschwister, die das BRG Steyr besuchten, erinnern.

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